Ich werde in letzter Zeit immer wieder gefragt, wie ich auf manch abenteuerliches Projekt komme. Oder wie ich es plane und umsetze.
Die Antwort lautet hier Zeit, Hirnschmalz und den Willen einen Weg voller Risiken und ggf. herben Rückschlägen zu gehen. Niemand da, den man fragen kann wie das geht. Denn diesen Weg ist noch keiner vor mir gegangen.
Im Schritt eins bedarf es der Vorabüberlegungen ob das überhaupt möglich ist.
Schritt zwei beantwortet dann das wie bzw. schließt einfach so lange aus bis nur noch ein paar Möglichkeiten überbleiben, die man dann testen kann.
Jetzt geht es nach vielen Skizzen erstellen und Pläne schmieden in die Praxis. So wie beim Planen, den ein oder anderen verwirft man wieder, ist es auch in der Praxis.
In meinem hier gezeigten Beispiel habe ich wieder meinen Beruf mit hineinfließen lassen. Ich wollte eine Mühle erschaffen, die ganz und gar meine Handschrift trägt. Das formgebende Element einer Weinflasche gepaart mit meiner Leidenschaft für gutes Essen, ließ diese Mühlenart entstehen.
Wenn ich höre, dass etwas nicht geht, ist das für mich Anreiz genug das Gegenteil zu beweisen. So ist dieser erste Prototyp einer Flaschenmühle aus einer echten Weinflasche aus Glas entstanden.
Ich habe zunächst die Weinflasche auf die richtige Länge abscheiden müssen. Das ist leichter gesagt als getan. Von 10 Flachen funktioniert das bei 3-4, je nach Qualität der Flasche. Diese Flaschen sind nämlich nicht 100% rund. Das ist leider ein fertigungsbedingtes Problem in der Glashütte. Ich muss also zunächst die Sprau vom Korn trennen und die Verluste akzeptieren. Ich habe eigens hierfür eine spezielle Vorrichtung gebaut, um den Prozess etwas effizienter zu gestalten.
Nun gilt es die Mühle selbst zu fertigen. Neben der Maßhaltigkeit was das Mahlwerk angeht, muss man im speziellen die Aufnahme für die Flasche berücksichtigen. Diese muss etwas Spiel haben, da die Flaschen nicht rund sind, aber dennoch gut greifen. Ein wirklich präziser Prozess des individuellen Einpassens steht nun an. Wenn das geklappt hat, werden die Holzteile fertiggestellt und das Mahlwerk eingebaut. Danach wird die Flasche eingeklebt.
Wenn alles gut zusammenpasst fehlt noch der Verschluss. Hier erschaffe ich eine Kapsel aus Holz, welche ich auch wie einen entsprechenden Verschluss forme und gestalte. In diesen Holzteil kommt dann ein originaler Drehverschluss für diese Flasche. Den fertige ich vorab auf einer solchen Flasche an, dann passt auch das Gewinde.
Fertig! Wir können nun die Mühle durch den Flaschenhals befüllen und sehen das Mahlgut durch das Glas hindurch. Am Holz greifen (WICHTIG: BITTE NUR AM HOLZ GREIFEN, NIE AM GLAS) und mit jeder Drehung kommt z.B. frischer Pfeffer im eingestellten Mahlgrad aus der Mühle! So soll das sein.
Ein echtes Baum-Unikat! Beruf und Berufung mit Stolz erfüllt!
Beste Grüße
Tobias Baum